14. Juni 2024: Buchlesung mit Amtsrichter Stephan Zantke
Unverständliches Handeln kann man nicht verstehen, aber ein Richter muss es bewerten!
Was ist die Richtschnur s e i n e s Handelns? – das Gesetz ganz bestimmt, nur kennt das nicht den Einzelfall. Also auch die Präzedenzfallliteratur, der Standpunkt des übergeordneten Gerichts, gar die öffentliche Meinung? Oder doch das eigene fundierte Wissen, das geschulte und verinnerlichte Rechtsempfinden, die Erfahrung, das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft, insbesondere natürlich gegenüber dem Opfer. Fast täglich muss ein Richter entscheiden über die Schwere eines Vergehens und das Strafmaß; er muss die Anamnese und die Motivation des Täters kennen, eine zweite Chance geben, verwarnen, wo eine Warnung Erfolg verspricht, oder aber zu dem Schluss kommen, dass Milde unangebracht ist.
Und er muss damit leben, dass die Berufungsinstanz sein wohlüberlegtes unabhängiges Urteil aufhebt – selten zu Ungunsten des Straftäters.
Amtsrichter Stephan Zantke trug aus seinen beiden Büchern Strafsachen aus der Region vor und ließ die wieder in großer Zahl erschienenen Zuhörer durch seine detailreiche lebendige Schilderung wie unmittelbar am Geschehen teilhaben.
Viele der Anwesenden nahmen die Gelegenheit war, den Richter zu konkreten Themen, aber auch zu persönlichen Befindlichkeiten zu befragen und sie bekamen immer eine sachbezogene, überzeugende Antwort.
Wer genau hinhörte (und das haben bestimmt alle), der wurde in dem Gefühl bestärkt, dass jeder die Möglichkeit hat, in seinem Wirkungsbereich eine gewissenhafte, ehrliche Arbeit zu leisten und Dinge zu beeinflussen, die in seiner Macht stehen, statt die Verantwortung weiterzugeben und über fremde Entscheidungen zu klagen.
– Ch. Hascher –