Mark Twain bezeichnete bei seinem Besuch in Familie 1891 Marienbad als „die österreichische Fabrik für Gesundheit“ und als „die erfreulichste und modernste Stadt des Kontinents“. Zumindest jung war die Stadt damals noch: 1818 gegründet, erhielt sie 1865 die Stadtrechte.
Und weil nicht nur gekrönte Häupter wie Kaiser Franz Joseph I., König Edward VII. und Zar Nikolaus II. hier weilten, sondern an den Quellen und in den Parks Marienbads sich Frédéric Chopin, Richard Wagner, Gustav Mahler und Anton Bruckner Inspiration holten und Goethe auf (vielleicht schon etwas wackligen?) Freiersfüßen wandelte, schien es naheliegend, dass sich auch der Kulturbund Lengenfeld bei seiner Tagesausfahrt am 17. April 2024 ins Westböhmische nach Mariánské Lázně aufmachte.
Nach dem Start an der diska schnell noch eine Runde durch Lengenfeld und Ersthelfereinsatz auf der B94 und schon ging’s auf die Autobahn und der Rest der Fahrt verlief völlig problemlos.
Im Kurort folgten und lauschten wir unserer alten Bekannten, der Stadtführerin Jarmila Bušová, die uns auf unterhaltsame Weise die Entwicklung Marienbads nahebrachte und auf die repräsentative Architektur der Kureinrichtungen, Kirchen und Hotels aufmerksam machte. Dazu gab’s Einkaufs- und Einkehrtipps (empfehlenswert: die kleine „Česká hospůdka“) – schließlich lebt man nicht nur vom gesunden Wasser. Aber immerhin gab’s Gelegenheit, im Pavillon am Ende der 135 Meter langen, von einer gusseisernen Konstruktion überdachten Hauptpromenade von der Kreuz- und der Rudolfquelle zu kosten. Die schwefelhaltige Marienquelle (der „Stinker“) blieb uns erspart.
Apropos Quellen – die Anfänge der Entwicklung Marienbads als Kurort liegen im 15 km entfernten Teplá (Tepl), wo 1193 ein Stift der Prämonstratenser gegründet wurde, deren Chorherren bereits im Mittelalter von der heilsamen Wirkung der „sauren Quellen“ in der sumpfigen Umgebung wussten. Folgerichtig führte uns unsere weitere Reise durch den malerischen Kaiserwald zum Klášter Teplá, das eine überaus bewegte Geschichte aufzuweisen hat. Nach Entvölkerung in der Pestzeit im 14. Jhd., Plünderungen und Zerstörungen während der Hussitenkriege, des Dreißigjährigen Krieges und der schlesischen Kriege, nach Bränden und Wiederaufbau, Reformation und Gegenreformation, Enteignung 1948 und Verwendung als Kaserne kam die Anlage 1990 zurück in den Besitz der Prämonstratenser und präsentiert sich heute als Nationales Kulturdenkmal Tschechiens.
Unsere letzte Station wieder in Marienbad war das Hotel Bohemia, und mit vielen schönen Eindrücken im Kopf und ausreichend Knödeln im Magen traten wir die Heimreise an.
Und mancher gibt nun vielleicht Franz Kafka recht, der meinte „Karlsbad ist angenehm, aber Marienbad ist unbeschreiblich schön.“
– Ch. Hascher –